Manchmal braucht es die dunkelste Zeit, um zu erkennen, dass du nie weg warst. Du bist längst da.
Präsenz ist kein Konzept. Keine Technik. Und schon gar kein Ziel. Präsenz ist das, was übrig bleibt, wenn du aufhörst zu rennen. Wenn du dich nicht mehr verteidigst. Wenn du nichts mehr beweisen musst. Wenn du aufhörst, dein Leben kontrollieren zu wollen. Präsenz ist nicht laut. Sie will nichts erreichen. Sie ist nicht perfekt. Sie ist einfach.
Präsenz ist dann, wenn du atmest und spürst: Ich bin da. Ohne Agenda. Ohne Ziel. Ohne Flucht. Es ist das stille Ankommen in dir selbst – mitten im Leben. Genau dort, wo es gerade geschieht.
Was dich vom Moment trennt
Es sind nicht die großen Dramen oder Lebensfragen, die uns von der Gegenwart entfernen. Es sind die feinen, leisen Gedanken, die fast unbemerkt durch unser Inneres ziehen: „Was denkt sie gerade über mich?“, „Habe ich genug getan?“, „Was, wenn ich scheitere?“
Diese Gedanken sind wie Nebel – nicht bösartig, aber undurchsichtig. Sie entstehen aus Prägung, aus Konditionierung, aus früheren Erfahrungen, in denen wir uns anpassen mussten, um zu funktionieren oder zu überleben. Und so leben wir nicht im Jetzt, sondern in Projektionen. Wir wiederholen das Gestern und ängstigen uns vor dem Morgen – während das Leben still an uns vorbeizieht.
Doch du bist nicht deine Gedanken. Du bist nicht deine Geschichten. Du bist das, was sie bemerkt. Und genau das ist der Schlüssel: zu erkennen, wann du dich verlierst – und liebevoll zurückzukehren.
Ich erinnere mich noch genau, wie mein gesamter Alltag einst von einer einzigen Sehnsucht durchdrungen war: endlich gesehen zu werden. Ich habe funktioniert, gegeben, mich aufgerieben – in der Hoffnung, dass jemand meine Loyalität, meine Tiefe, mein Fühlen anerkennt. Doch je mehr ich mich verausgabte, desto leerer wurde es in mir. Es kam nichts zurück. Zumindest nichts Echtes, nichts, was meine Seele wirklich genährt hätte. Und so lebte ich permanent im Außen – meine Energie kreiste um Probleme, Erwartungen, Lösungen für andere. Ich selbst war kaum mehr spürbar.
In mir war etwas, das wusste: Das kann nicht alles sein. Doch ich wusste nicht, wer ich wirklich bin – geschweige denn, wie ich dorthin zurückfinde. Erst als ich begann, bewusst Stille zu suchen, täglich, radikal ehrlich, veränderte sich etwas. Ich begann, mich zu fühlen. Nicht als Rolle. Sondern als Mensch. Ich hörte auf, im Außen zu rennen – und kehrte heim. Zu mir. Und genau aus dieser Erfahrung ist mein Authentizitätskompass entstanden. Kein theoretisches Modell. Sondern ein gelebter Weg. Voller Umwege, voller Erkenntnisse, voller Wahrheit. Es war der erste Schritt, der mich nicht nur in den Moment brachte – sondern in mein wahres Sein.
Die Angst vor Stille

Nur einen Moment, der alles verändert.
Nicht laut. Nicht dramatisch. Nur ehrlich. Ich bin nicht hier, um dich zu verändern. Ich bin hier, um dich zurück zu dir zu führen. Wenn du fühlst, dass es Zeit ist – dann komm hierher: Wer ist Maik Thomas
Viele Menschen sehnen sich nach Tiefe – und fliehen vor ihr, sobald sie da ist. Sie setzen sich zur Meditation, doch fühlen Unruhe. Sie wollen entspannen, doch greifen zum Handy. Sie wünschen sich Frieden, doch halten sich selbst in Bewegung. Warum?
Weil Stille nicht leer ist. Sie ist nicht harmlos. Stille konfrontiert. Sie bringt dich in Kontakt mit dir selbst – mit deiner Verletzlichkeit, deiner Sehnsucht, deiner Trauer, deiner Wut. All das, was du im Alltag oft übergehst, liegt in der Stille offen vor dir. Und das kann weh tun.
Doch es ist kein destruktiver Schmerz. Es ist ein heilender. Ein ehrlicher. Einer, der dich erinnert: Du bist fühlend. Du bist lebendig. Du bist echt. Und du musst nichts mehr verdrängen, um dazuzugehören.
Ich habe heute intensiv darüber nachgedacht, wie viel Halt – und auch wie viel Sinn – mir meine vergangenen Beziehungen gegeben haben. Es war nicht nur das Zusammensein, es war dieses Gefühl, gebraucht zu werden, einen Platz zu haben, eine Aufgabe. Und es ist auch jetzt, wo ich seit über zwölf Monaten allein bin, immer wieder ein Innehalten – voller Sehnsucht, voller Erinnerungen, voller stillem Vermissen.
Aber ich habe verstanden: Diese Stille ist notwendig. Sie ist nicht leer. Sie ist der Raum, in dem ich mich selbst spüren kann – ohne dass jemand von mir etwas will, ohne dass ich etwas erfüllen muss. Und genau dort finde ich meine Mitte. Dort entsteht die Klarheit, dass ich mich nicht mehr verlieren muss, um verbunden zu sein. Ich bin heute frei – nicht, weil ich nichts mehr fühle, sondern weil ich meine Sehnsucht umarmen kann, ohne sie zu brauchen. Weil ich in der Stille nicht mehr erschrecke, sondern ihr lausche. Weil ich nicht mehr fliehe, sondern bleibe.
Und genau hier – in dieser tiefen, ehrlichen Stille – beginnt meine Präsenz. Nicht trotz der Einsamkeit. Sondern durch sie.
Präsenz ist radikale Ehrlichkeit
Präsent zu sein bedeutet nicht, dass du ständig in innerer Ruhe badest oder in Lotusblüten atmest. Präsenz ist nicht steril oder spirituell abgesondert. Sie ist roh. Echt. Und manchmal auch laut.
Präsenz ist: zu spüren, was wirklich da ist – und nicht, was du gerne fühlen würdest. Es bedeutet, deine Wut zuzulassen, ohne sie auf andere zu werfen. Deine Traurigkeit zu halten, ohne dich in ihr zu verlieren. Deine Freude zu leben, ohne sie zu inszenieren.
Radikale Ehrlichkeit heißt: keine Masken mehr. Kein „Ich sollte…“, kein „Ich müsste…“. Nur du – im Kontakt mit dir selbst. Und genau diese Form der Gegenwärtigkeit berührt andere. Denn nichts ist so magnetisch wie ein Mensch, der einfach nur da ist.
Ich war schon früher präsent. Immer wieder. Unbewusst. Intuitiv. Weil es meine innere Wahrheit war – mein natürlicher Zustand, wenn ich nicht damit beschäftigt war, mich anzupassen. Doch ich konnte diese Präsenz nicht halten. Ich ließ sie mir nehmen, ließ mich unterbrechen, herausreißen – nicht, weil ich es nicht besser wusste, sondern weil ich Angst hatte, sonst allein zu sein. Also wich ich aus, passte mich an, verstummte. Ich spielte Rollen, nicht um zu gefallen – sondern um zu überleben. Um Nähe zu sichern. Um dazugehören zu dürfen.
Heute bin ich nicht mehr bereit, mich von mir selbst zu entfernen. Heute bleibe ich. Selbst dann, wenn es unbequem wird. Selbst dann, wenn andere sich abwenden. Ich weiß, wer ich bin. Ich spüre meine Frequenz, meine Wahrheit, mein inneres Ja. Und ich habe gelernt, dass genau darin meine größte Kraft liegt: nicht darin, wie ich funktioniere – sondern darin, wie ich bleibe. Echt. Wahr. Präsent.
Natürlich gibt es noch Verbindungen, die nicht vollkommen klar sind. Kontakte, die aus alten Systemen stammen. Manche kann ich noch nicht lösen – aus Verpflichtung, aus Struktur, vielleicht auch aus Mitgefühl. Doch es sind wenige geworden. Und mit jedem, den ich gehen lasse, wird der Raum für mein wahres Sein größer. Mein inneres Licht wird heller. Und mein Energiefeld freier. Präsenz ist für mich heute kein Zustand mehr, den ich erreichen muss – sondern das, was ich bin, wenn ich aufhöre, jemand anderes zu sein.
Warum du den Moment fürchtest – und doch suchst
Der Moment ist entwaffnend. Wenn du ganz präsent bist, fällt alles ab: die Rolle, das Ziel, die Strategie. Und was bleibt, ist dein pures Sein. Ohne Etikett. Ohne Erklärung. Und genau das macht Angst.
Denn wir alle wurden geprägt: „Sei jemand!“ „Erreiche etwas!“ „Mach dich nützlich!“ Doch Präsenz fragt nicht, ob du nützlich bist. Sie fragt nur: Bist du hier? Bist du bereit, dich zu fühlen – ganz ohne Geschichte?
Diese Verletzlichkeit fühlt sich im ersten Moment unsicher an. Aber sie ist das Tor zur Freiheit. Denn wenn du dich wirklich spürst – nackt, ungeschützt, offen –, beginnt ein innerer Frieden, der nicht mehr abhängig ist von Leistung, Beziehung oder Kontrolle. Ein Frieden, der bleibt.
Vor meiner Transformation habe ich funktioniert. Ich war stark, präsent, klar – aber nicht echt. Ich war für alle da. Ich habe getragen, gelöst, gespürt, gehalten. Ich war der Fels für viele. Aber niemand hat gefragt, ob ich selbst noch stehe. Ich wusste, wie man wirkt. Wie man gebraucht wird. Wie man „richtig“ ist. Aber ich wusste irgendwann nicht mehr, wie ich mich selbst spüre, wenn niemand etwas von mir will.
Dann kam eine Liebe, die mich wie keine zuvor berührt hat – und mich gleichzeitig an meine tiefste Verletzlichkeit geführt hat. Ich war offen, klar, präsent – aber mein Geben lief ins Leere. Ich wurde gespürt, aber nicht erkannt. Und am Ende war ich erschöpft. Weil ich mehr getragen als gelebt habe. Weil ich gehofft habe, dass mein echtes Ich irgendwann gesehen wird – und dabei vergessen habe, dass ich es selbst längst vergessen hatte.
Die Trennung war der härteste Spiegel meines Lebens. Vier Wochen voller Schmerz, der mich bis ins Mark getroffen hat. Nicht, weil wir getrennt waren – sondern weil ich endlich sehen musste, dass mein Fühlen niemanden wirklich erreicht hatte. Dass ich meinem innersten Gefühl nicht vertraut habe – und dadurch die größte Enttäuschung meines Lebens erleben musste. Und dass mein Schmerz keinen Raum fand.
Doch dieser Schmerz war mein Erwachen. Ich bin nicht geflüchtet. Ich bin geblieben. In mir. In der Stille. In der Leere. Ich habe mich nicht abgelenkt, nicht gerettet, nicht erklärt. Ich habe einfach nur gefühlt – und endlich verstanden: Niemand wird mich halten, solange ich es selbst nicht tue.
Und in dieser Tiefe, in dieser Klarheit, in dieser Tränen-reichen Dunkelheit – habe ich mich gesehen. Zum ersten Mal. Nicht durch Anerkennung. Nicht durch Liebe. Sondern durch mich. Und ich weiß heute: Ich bin nicht hier, um zu funktionieren. Ich bin hier, um zu sein. Radikal. Echt. Still. Und wahr.
Fazit: Du bist schon da
Präsenz ist kein Ziel, das du erreichen musst. Du musst keine Technik perfektionieren, keine Rolle erfüllen, keine spirituelle Disziplin meistern. Alles, was du brauchst, ist bereits da – in dir.
Du darfst loslassen. Die Kontrolle. Die Erwartungen. Die Geschichten. Du darfst atmen. Fühlen. Spüren. Jetzt. Ohne Vorbereitung. Ohne Beweis.
Denn du bist nicht unterwegs zu dir selbst. Du bist längst angekommen – in diesem Moment. Und manchmal braucht es die dunkelste, einsamste Zeit, um genau das zu erkennen. Manchmal braucht es das völlige Zusammenbrechen, das Nicht-mehr-Wissen, das innere Verlorensein, um endlich dort zu landen, wo du nie weg warst: bei dir.
Du bist nicht falsch, weil du fühlst. Nicht zu viel, weil du suchst. Nicht gescheitert, weil du gelitten hast. Du bist mutig, weil du geblieben bist. Weil du dich deinem Innersten gestellt hast, ohne Garantie, ohne Applaus.
Und vielleicht kannst du heute spüren: Du bist genug. Du bist wahr. Du bist hier. Und das reicht. Mehr als je zuvor.